Hier möchten Herrchen und ich etwas Aufklärungsarbeit leisten da es noch immer sehr viele Menschen gibt, die uns Hunde falsch verstehen. In vielen Fällen haben wir nichts falsch gemacht, sind aber am Ende die leidtragenden. So wie es am 23.09.2014 in Rüsselsheim passiert ist.
An dieser Stelle möchte ich das Buch von Martin Rütter "Aggression beim Hund" und "Sprachkurs Hund" empfehlen.
Thema Aggression:
An dieser Stelle möchte ich das Buch von Martin Rütter "Aggression beim Hund" und "Sprachkurs Hund" empfehlen.
Thema Aggression:
- Was ist Aggression?
Nach dem Duden ist Aggression eine Reaktion auf eine wirkliche oder vermeintliche Minderung der eigenen Macht mit dem Ziel die Macht des Gegners zu stärken. - Warum ist Aggression überlebenswichtig?
Jedes Lebewesen verfügt von Geburt an über ein gewisses Aggressionspotenzial. Im Wesentlichen geht es um Schutz der eigenen Recourcen (Lebensraum, soziale Stellung, Futter etc.), des Nachwuchses, des eigenen Lebens oder um Schadensvermeidung. - Anstarren:
In der Hundesprache bedeutet Anstarren eine Distanzaggression. Auch in der Menschenwelt ist es zumindest unhöflich jemanden z.B. im Fahrstuhl anzustarren. - Gesichtsmimik:
Hunde benutzen für Gefühlsausdrücke exakt die selben Gesichts-Muskelgruppen wie wir Menschen und können deshalb unsere Gefühle sehr gut einschätzen. Geht man also mit einem bitter bösen Gesicht auf einen Hund zu, liest der Hund diesen Gesichtsausdruck und weiß "es gibt gleich Ärger". Meist wird er mit Beschwichtigungssignalen wie Pfötchen heben oder Kopf abwenden reagieren. In Extremsituationen (z.B. wenn er unter großem Stress steht und keine andere Chance sieht der Situation zu entkommen) kann er aber auch zum Angriff übergehen. - Kinder:
Hunde können sehr gut zwischen Erwachsenen und Kindern unterscheiden. Meist reagieren sie sehr tolerant auf vermeintliches "Fehlverhalten" von Kindern. Dennoch sollen Hunde und Kinder nie allein gelassen werden. Kinder kommen auf die dümmsten Ideen! Z.B. wird den Finger ins Auge oder ins Ohr des Hundes stecken von diesem nicht als besonders nett empfunden, er kann mit Drohgebärden und wenn das nicht hilft im schlimmsten Fall mit einer Zurechtweisung reagieren. Genauso ist es aus Sicht des Hundes "unhöflich" wenn er von Kindern Befehle bekommt - er betrachtet sie als nicht ebenbürtig - quasi als Welpen. Welcher Erwachsene lässt sich schon von Kindern sagen was er zu tun oder zu lassen hat. - Leinenaggression:
Hunde verhalten sich an kurzer Leine oft aggressiver als wenn die frei laufen können. Warum ist das so?
Ganz einfach: Durch die Leine sind seine Möglichkeiten einer Situation zu entkommen sehr eingeschränkt. Er muss also viel mehr Aggressionspotenzial abrufen um den Gegener in die Flucht zu schlagen da er selbst ja nicht flüchten kann. - Angstverhalten und Unsicherheit:
Hunde müssen im Welpenalter mit allen möglichen Umweltreizen konfrontiert werden. So lernen sie das jeweilige Gefährdungspotezial abzuschätzen. Hat ein Hund das nie gelernt wird er unsicher und kann auch angreifen. Beispiel: Ein unsicherer Hund hat sich in eine Ecke zurückgezogen, fühlt sich von Fremden bedroht und eingeengt. Da er nicht fliehen kann bleibt ihm nur der Weg nach vorn - die einzige logische Reaktion kann nur der Angriff sein. - Beissen & Beisshemmung
Hunde lernen von klein auf ihre Zähne sehr dosiert einzusetzen. Allerdings ist die Beisskraft so "eingestellt" dass sie für ihre Artgenossen genau richtig ist. Der Welpe muss also lernen dass Menschen eine viel empfindlichere Haut haben als seine Geschwister.
Die Beisshemmung wird im Spiel trainiert. Zwickt der Welpe zu fest zu sagt man "AUA", hört er auf wird er verbal gelobt, macht er weiter, entfernt man sich wortlos - das Spiel ist damit beendet. So lernt der Welpe schnell "wenn ich es übertreibe spielt keiner mehr mit mir".
Im Ernstfall wird die Beisskraft des Hundes so eingestellt dass es für den Gebissenen zwar schmerzhaft ist, er aber keine ernsten Verletzungen davonträgt. Die Beisskraft eines Wolfes beträgt lt. Wikipedia 593N/qcm (zum Vergleich der Mensch liegt bei etwa 800N/qcm) . Das bedeutet also dass das menschliche Gebiss mindestens genauso gefährlich ist wie das eines Hundes. - Individualdistanz:
Jeder Hund verfügt über einen Bereich in den niemand ohne sein Einverständnis eindringen darf. Man kann sich das als Kreis um den Hund herum vorstellen. Die Größe des Kreises ist bei jedem Tier individuell. Unterschreitet jemand diese Distanz oder rempelt den Hund gar an, kann der Hund dies als Aggression auffassen und mit einer "Zurechtweisung" z.B. in Form von Knurren oder gar Abwehrschnappen reagieren. Das ist also ein völlig normales Verhalten, was man aber durch gezieltes Training beeinflussen kann.
Auch Menschen finden es unangenehm wenn sie aneiander gedrängt stehen müssen oder gar von Fremden angefasst oder angerempelt werden - auch in der Menschenwelt kann es hier zu Abwehrreaktionen kommen. - Wie nähert man sich einem Hund?
Niemals ohne Einverständnis des Besitzers!
Wenn man frontal auf einen Hund zugeht nimmt man nicht den direkten Weg sondern man läuft einen leichten Bogen. Damit signalisieren Hunde einander "ich habe nicht vor Dich anzugreifen".
Im ersten Schritt nicht ansprechen, nicht anfassen, kein direkter Blickkontakt - also erst einmal nicht beachten.
So bekommt der Hund die Möglichkeit sich auf die Begegnung vorzubereiten. Langsame Bewegungen machen.
Jetzt stellt man sich vor, indem man aus etwas Entfernung vorsichtig die Hand hinstreckt damit der Hund daran riechen kann.
Weniger bedrohlich wirkt man wenn man dazu in die Hocke geht.
Wichtig; Der Hund trifft die Entscheidung ob ER sich nähert oder nicht.
Den Hund im Blick behalten und auf seine Körpersprache achten.
Auf keinen Fall direkt auf den Hund zustürzen, ihn über den Kopf streicheln oder gar an die Nase fassen!
- Jeder Hund bringt wie schon beschrieben von Geburt an ein gewisses Aggressionpotenzial mit. Das ist natürlich und wichtig für das Leben und Überleben des Hundes. Das kann individuell stärker oder weniger stark ausgeprägt sein.
Listenhunde (umgangssprachlich Kampfhunde) unterscheiden sich hier nicht von anderen Rassen!
Es gibt eine amerikanische Studie die belegt dass Golden Retriever über das gleiche Aggressionspotenzial verfügen wie American Staffordshire Terrier - warum der eine jetzt auf der Liste steht und der andere nicht, weiss wohl nur die Politik. - Es handelt sich bei der aktuellen Gesetzeslage um eine Diskriminierung einiger Rassen aufgrund von Statistiken und gefährlichem Halbwissen.
- Wenn man Beißvorfälle verhindern will muss man sich um die Halter kümmern, nicht um die Hunde. Natürlich ist es viel einfacher Hunde zu diskriminieren - die können sich schließlich nicht wehren.
- Dieser Unsinn muss aufhören und die Bevölkerung muss aufgeklärt werden! Solche Vorurteile helfen Niemandem!